Montag, 11. November 2013

Lilian-Marleen Beck - Jalal-abad, Kirgistan



 Lilian-Marleen Beck - Jalal-abad, Kirgistan

Im Südwesten Kirgistans bin ich dabei eine Auftragsforschung für das biocotton project der Organisation Helvetas Kirgistan zu machen. Ihr Sitz ist in der Stadt Jalal-abad.  Hier habe ich auch meinen konstanten Wohnsitz aber wochenweise bin ich in den Baumwolldörfern und wohne bei Bauernfamilien. Gerade habe ich einen Film für die Organisation über ökologischen Baumwollanbau fertiggestellt. Was soll ich erzählen? Ich glaube am besten kann man sich den Alltag vorstellen, wenn ich euch von einem Tag hier erzähle. 

Zum Beispiel von diesem:

Endlich nach langem Warten bekomme ich wieder Übersetzung, und auf einmal scheint alles möglich.  Heute fahren wir nach Tamarik, ein Dorf am Fuße der Berge, das oft unerreichbar ist mit normalen Autos, wegen Überschwemmungen, durch die Bergflüsse. Während der Autofahrt konzentriere ich mich darauf nicht auf das Verkehrsgeschehen zu achten, sonst stellen sich mir die Nackenhaare zu Berge. Der Fahrstil gleicht hier der Annahme man wäre in einem Computerspiel mit 10Leben.

Wir fahren an Melonenständen, Mais – Baumwoll-  und Reisfeldern vorbei, manchmal muss das Auto bremsen weil wir in eine Schafherde geraten, die unbeirrt ihrer Wege am Auto vorbei zieht. Über einen holprigen Weg erreichen wir schließlich das Haus der Groupleaderin der Biobaumwollgruppe in Tamarik. In einem Haus aus 2Zimmer und einer Terrasse bestehend werden wir freudig mit Chai, Brot, das traditionelle Gericht Plof (Reis mit Baumwollöl und ein bisschen Fleisch),  begrüßt. Gulzaada meine Übersetzerin wird gleich aufgeregt gefragt welche Fragen wir haben. Und schon sind wir mitten im Interview. Wir werden von der Group Leaderin von einem Haus zum anderen geführt. Nach einem Interview mit einem Ökonom in Pension und leidenschaftlichem Bauern werden wir stolz durch seinen Garten geführt, der in unglaublicher Blüte erstrahlt, in dieser ausgedörrten Umgebung, deren Hügel Wüstendünen zu gleichen scheint.
In einem anderen Haus bekommen wir zum Abschied viel Gemüse aus dem Garten geschenkt. Sie sind stolz - alles ohne Chemikalien!


Abends wird Gulzaada gleich eingespannt in die Vorbereitungen des Mahls, ich darf als ausländischer Gast nicht helfen.  Fühle mich dabei unwohl aber beschäftige mich mit Notizen und beobachte aus der Ferne, wie sie in der typischen Außenküche über Feuer kochen. Über den Hügel wird das Vieh nach Hause getrieben.
Während des Abendessens gibt es japanischen Aktion zur Begleitung, die drei Enkel die bei der alleinstehenden Groupleaderin leben sitzen in einer Reihe und schauen gebannt in den Fernseher.  Als eine leichtbekleidete Frau auftaucht wird weitergespult. 

Im Dunkel der Nacht erscheint mir die Vielschichtigkeit der Wahrheit undurchdringbar, doch morgen werde ich weiter suchen nach den vielen Gesichtern der Realitätswahrnehmung und Darstellungen.
Wie von der Oberfläche in die Tiefe dringen?  Wieder einmal wünsche ich mir fließend Kirgisisch zu sprechen. Ich beschließe länger in diesem Dorf zu bleiben, vielleicht entkoppelt das Vertrauen der Bauern, die Darstellung von der  Beschreibung der eigenen Realitätswahrnehmung.

Zu ein paar Dingen, über die ich mir Gedanken gemacht habe bevor ich nach Kirgistan flog:Im Süden gibt es so wenig Fleisch, dass es kein Problem ist es auszulassen.  Habe seit 2 ½ Monaten keinen einzigen Bissen Fleisch zu mir genommen ohne die Sympathie von meinen Gastgebern einzubüßen. Mein Ehering tut gute Dienste, nachdem eine der ersten Fragen verheiratet? Gestellt wurde, werde  ich in Ruhe gelassen. 

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